Ungarischer Meister der Spätromantik: Zauberer der melodischen Invention
(Auszug)
Das Pablo Casals und seiner ebenso das Cello virtuos beherrschenden Geliebten Guilherminia Suggia gewidmete Konzert für zwei Violoncelli und Orchester in D-Dur, Op. 69 steht im Zentrum des neuen Albums der Cellisten Sebastian Hess und David Stromberg. Begleitet werden sie von den Nürnberger Symphonikern unter der musikalischen Leitung von Rudolf Piehlmayer. Dieses melodienselige, aber durchaus mit impressionistischen Orchesterfarben reichlich übergossene viersätzige Konzert geht runter wie Nougatknödel mit Erdbeergelee und Butterbrösel oder ein knusprig schokoladiger Zauner-Stollen aus Bad Ischl. Das Hörvergnügen wird durch das sonor turtelnde Spiel der beiden Solisten aber auch die bestechende Qualität des Orchesters noch erhöht. Die beiden Celli scheinen zuvörderst im Dienst des großen Klangbogens zu stehen als sich scharf konzertierend mit dem Orchester ein dialektisches Kräftemessen zu liefern. Auch die Aufnahmetechnik unterstreicht eher den Mischklang als das umzirkelte Hervorheben der Solostimmen.
Origineller und komplexer in der Struktur ist die dem Cellisten Ludwig Lebell gewidmete Sonate für Violoncello und Klavier in a-Moll, Op. 53 aus dem Jahr 1901. Der großartige Cellist David Stromberg und die nicht minder versierte Irina Zahharenkova am Flügel liefern sich hier ein elegant trippelndes Match auf verschlungenen kontrapunktischen Pfaden.
Beschlossen wird das sehr empfehlenswerte Album mit der Suite für vier Violoncelli in C-Dur, Op. 95. Den Solisten David Stromberg, Niklas Eppinger, Sebastian Hess und Carina Reeves gebührt gleichermaßen der erste Preis in diesem „beauty contest“ an purpurroyalem Celloklang.
Dr. Ingobert Waltenberger,
22.04.2020, Online Merker, Die internationale Kulturplattform